Mozilla-Studie kritisiert Microsoft: Manipulation von Edge-Usern durch “Dark Patterns”
Zuletzt aktualisiert am 13. September 2024 von Lars Weidmann
Mozilla hat eine brisante Studie veröffentlicht, die Microsoft schwere Vorwürfe macht. Der Softwaregigant soll unlautere Methoden anwenden, um Nutzer von Windows dazu zu bewegen, den hauseigenen Browser Microsoft Edge zu verwenden und von anderen Browsern wie Firefox, Chrome oder Safari abzusehen. Diese Methoden, bekannt als “Dark Patterns”, umfassen eine Reihe von Designtricks, die die Nutzererfahrung bewusst manipulieren.
Vorgehensweisen von Microsoft
Die Studie, durchgeführt von den Forschern Harry Brignull und Cennydd Bowles, deckt auf, dass Microsoft verschiedene Strategien einsetzt, um die Wahlmöglichkeiten der Nutzer zu beeinflussen. Dazu gehören die Vorauswahl von Edge, visuelle Einmischungen, getarnte Werbung und irreführende Formulierungen. Wenn ein Nutzer dennoch versucht, einen anderen Browser als Standard zu wählen, greift Microsoft zu Abwehrtaktiken.
Eine besonders umstrittene Praxis ist die Schaffung des Protokolls “microsoft-edge://”, das Standard-Webprotokolle ersetzt. Dies zwingt diverse Apps und Funktionen von Windows dazu, Links ausschließlich in Edge zu öffnen, unabhängig von den Standardbrowser-Einstellungen des Nutzers.
Die “First Run Experience” von Edge
Die Studie kritisiert auch die “First Run Experience” von Edge, einen Prozess, bei dem Nutzer beim ersten Start des Browsers aufgefordert werden, ihre Daten und Voreinstellungen aus anderen Browsern zu importieren. Obwohl dies eine gängige Praxis ist, wird sie bei Edge besonders hervorgehoben, da Edge der einzige vorinstallierte Browser auf Windows-Systemen ist. Dies führt dazu, dass Nutzer diesen Prozess durchlaufen müssen, bevor sie einen anderen Browser installieren können.
Mögliche Folgen für Verbraucher
Die Forscher argumentieren, dass diese Praktiken nicht nur die Wahlfreiheit der Nutzer einschränken, sondern auch zu emotionalen Stress und einem Vertrauensverlust in den Technologiesektor führen können. Langfristig könnten diese Methoden den Wettbewerb und Innovationen im Browser-Markt behindern.
EU als mögliches Vorbild
Die Studie hebt hervor, dass die EU mit dem Digital Markets Act (DMA) bereits Maßnahmen gegen solche Praktiken ergriffen hat, indem sie Betriebssysteme dazu verpflichtet, Nutzer bei der Ersteinrichtung eines PCs einen Auswahlbildschirm für Browser anzubieten. Allerdings wird Microsoft Edge in diesem Kontext nicht als “Torwächter” betrachtet, wodurch die Regelungen des DMA nicht greifen.
Marktanteile der Browser
Trotz der kritisierten Praktiken dominiert Google Chrome weiterhin den Markt mit einem Anteil von 64,38 Prozent, gefolgt von Safari und Edge. Dies deutet darauf hin, dass die Strategien von Microsoft bislang nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben.