Chip-Herstellung: Canon fordert ASML heraus
Zuletzt aktualisiert am 12. September 2024 von Lars Weidmann
Die Halbleiterchips, die in unseren Geräten zum Einsatz kommen, gehören zu den technologisch am weitesten fortgeschrittenen Produkten unserer Zeit. Die Herstellung der kleinsten verfügbaren Strukturen erfordert Investitionen in Milliardenhöhe, insbesondere für Extrem Ultraviolett-Lithographie (EUV) Maschinen von ASML, dem Marktführer in diesem Bereich. Doch eine neue Entwicklung könnte diese Dominanz ins Wanken bringen und gleichzeitig die Kosten für Halbleiter senken.
Canons bahnbrechende Nanoimprint-Lithographie
Das japanische Elektronikunternehmen Canon hat eine Technologie namens Nanoimprint Lithographie (NIL) entwickelt, die Strukturen bis zu 2nm ermöglichen soll. Damit könnte sie in direkte Konkurrenz zur EUV-Lithographie treten. Das Besondere daran: Canons Technologie soll nur ein Zehntel der Kosten einer entsprechenden ASML-Maschine verursachen.
ASML aus den Niederlanden ist derzeit der einzige Anbieter von EUV-Maschinen und genießt damit eine enorme Marktmacht. Mit dieser Position kann das Unternehmen die Preise weitestgehend selbst bestimmen, was den Zugang zu fortgeschrittener EUV-Technologie auf die größten Unternehmen beschränkt.
Funktionsweise der Nanoimprint-Lithographie
Die Nanoimprint-Lithographie funktioniert grundsätzlich wie ein Druckprozess: Auf einen Wafer wird ein Harz aufgetragen, anschließend wird eine Form gepresst, um die Oberflächenmuster zu erzeugen, die dann durch ultraviolettes Licht verfestigt werden. Fragen nach der Ausbeute und dem Potenzial für Defekte bleiben allerdings vorerst unbeantwortet.
Canon-CEO Fujio Mitarai sieht in der neuen Technologie großes Potenzial: „Ich erwarte nicht, dass die Nanoimprint-Technologie die EUVs überholt, aber ich bin zuversichtlich, dass dies neue Möglichkeiten und Nachfrage schaffen wird.“ Mitarai berichtet auch von zahlreichen Anfragen interessierter Kunden.
Auswirkungen auf die Preisgestaltung
Das Endziel ist, Chipherstellern die Produktion von Chips zu geringeren Kosten oder in kleineren Chargen zu ermöglichen. Optimistisch betrachtet könnten dadurch günstigere Chips und somit günstigere Produkte für die Endverbraucher entstehen. Pessimistisch gesehen könnten die Einsparungen aber auch einfach als höhere Margen an die Investoren weitergegeben werden.
Selbst wenn die Einsparungen nicht direkt an die Verbraucher weitergegeben werden, könnte der Wettbewerb im Chipherstellungsbereich von günstigeren Werkzeugen und Herstellungskosten profitieren. Dies würde es mehr Unternehmen ermöglichen, Chips auf sonst kostenprohibitive Weise zu produzieren.
Die nächste GPU-Generation mag vielleicht nicht günstiger werden, aber all die unauffälligen Chips, die in alles von Autos über Fernseher bis hin zu automatischen Haustierfütterern verbaut sind, könnten es durchaus werden. Zumindest ist das die Hoffnung.
In diesem Sinne könnte Canons Vorstoß in die Welt der Halbleiterherstellung eine Welle der Veränderung auslösen, deren Auswirkungen wir in den nächsten Jahren noch deutlich spüren werden.