YouTube testet neues Feature: Community-basierte Faktenprüfung
Zuletzt aktualisiert am 13. September 2024 von Lars Weidmann
YouTube testet ein neues, community-getriebenes Feature zur Faktenprüfung, um den Nutzern relevanten, zeitgerechten und leicht verständlichen Kontext zu Videos zu bieten. Diese Maßnahme ist eine Antwort auf die zunehmende Verbreitung von Fehlinformationen im Internet.
Am 17. Juni kündigte die Plattform an, dass diese Funktion im Rahmen eines Experiments eingeführt wird. Ziel ist es, durch gemeinschaftliche Anmerkungen Klarstellungen zu bieten, wenn beispielsweise ein Lied als Parodie gemeint ist, ein neues Produktreview verfügbar ist oder ältere Aufnahmen fälschlicherweise als aktuelle Ereignisse dargestellt werden.
Community Notes: Erste Schritte und Nutzerfeedback
Die ersten Versionen der Anmerkungen werden von Nutzern erstellt, die von YouTube als “wohlverhalten” eingestuft wurden. Diese Anmerkungen werden anschließend von externen Bewertern auf ihre Nützlichkeit hin überprüft. Das Feedback soll helfen, einen internen Algorithmus zu trainieren, der zukünftig die Anmerkungen automatisch prüft.
YouTube erklärt, dass auch die Zuschauer zur Bewertung der Nützlichkeit der Anmerkungen aufgefordert werden, inklusive Begründungen wie der Zitierung hochwertiger Quellen oder klarer und neutraler Formulierungen. Ein Beispiel-Screenshot zeigt eine YouTube-Videoansicht mit einer blauen Box unter dem Titel, in der die Community-Anmerkung angezeigt wird.
Lernen aus den Fehlern anderer Plattformen
Das Konzept erinnert an die Community Notes von Twitter (jetzt X), die jedoch gemischte Ergebnisse erzielten. Untersuchungen haben gezeigt, dass Fehlinformationen oft verbreitet werden, ohne dass eine Community-Anmerkung hinzugefügt wird, oder dass genehmigte Anmerkungen später entfernt werden. Laut Yoel Roth, dem ehemaligen Leiter für Vertrauen und Sicherheit bei Twitter, gibt es zwar Bereiche, in denen das System erfolgreich ist, jedoch auch viele Schwachstellen. Alex Mahadevan, Direktor von MediaWise, bezeichnete das Nutzerbewertungssystem sogar als “meistens ein Fehlschlag”.
YouTube verfolgt jedoch weiterhin das Ziel, die Plattform transparenter zu gestalten. Neben dem neuen Anmerkungssystem hat die Plattform bereits themenspezifische Informationstafeln eingeführt und verlangt nun von den Erstellern die Offenlegung der Nutzung von generativer KI, insbesondere wenn diese zur Veränderung von realen Personen oder Ereignissen verwendet wird.
Pilotphase und zukünftige Pläne
Der Pilotversuch für die Community-Anmerkungen wird zunächst nur in englischer Sprache und für ausgewählte Creator Studio-Nutzer in den USA verfügbar sein. YouTube betont, dass Fehler in diesem Experiment erwartet werden, da sie Teil des Lernprozesses sind. Die Plattform hofft, durch diese Tests wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen und das Feature entsprechend weiterzuentwickeln.