Apple ändert App Store-Richtlinien in der EU drastisch
Apple hat gestern bedeutende Änderungen an seinen App Store-Richtlinien in der Europäischen Union im Rahmen des Digital Markets Act (DMA) angekündigt. Diese Änderungen umfassen neue Möglichkeiten für Entwickler mit Sitz in der EU, ihre Apps zu vertreiben, sowie ein neues zweistufiges System für die Gebühren der Store-Dienste bei Käufen, die außerhalb von Apps getätigt werden.
EU-Entwickler dürfen nun in ihren Apps Angebote für digitale Waren und Dienstleistungen über externe Websites, andere Apps und alternative App-Marktplätze bewerben. Zudem können Entwickler mehrere URL-Ziele innerhalb ihrer Apps mit Weiterleitungen und Tracking einfügen.
Die von Apple bekannten Warnbildschirme, die Nutzer sehen, wenn sie auf einen externen Link tippen, können nun nach der ersten Interaktion innerhalb der Apps deaktiviert werden. Entwickler haben außerdem die Möglichkeit, eigene Schnittstellen für Links zu externen Zahlungen und Werbeaktionen zu gestalten.
Apple führt zudem eine neue Core Technology Commission ein, die eine Provision von 5 % auf Käufe außerhalb des App Store für Apps, die im App Store vertrieben werden, vorschreibt. Apple behält auch die Core Technology Fee (CTF) bei, die 0,50 € pro Download für jede jährliche Installation über 1 Million erhebt. Darüber hinaus gibt es eine neue anfängliche Akquisitionsgebühr, die eine 2 % Gebühr auf Käufe von digitalen Waren und Dienstleistungen außerhalb des App Store für neue Nutzer in den ersten sechs Monaten nach dem Download einer App hinzufügt.
Neben diesen Änderungen führt Apple ein neues zweistufiges System für die Gebühren der Store-Dienste ein. Entwickler können einmal pro Quartal zwischen den beiden Stufen auf App-Basis wechseln.
Stufe 1 bietet Entwicklern eine reduzierte Provision von 5 % auf In-App-Käufe, schränkt jedoch wichtige Funktionen wie automatische App-Updates, automatische App-Downloads, Suchvorschläge, Bewertungen und Leistungskennzahlen erheblich ein.
Stufe 2 verlangt eine höhere Provision von 13 % (10 % für Mitglieder des Small Business Program), wobei Entwickler Zugang zu allen wichtigen Funktionen des App Store für ihre Apps erhalten.
Tim Sweeney, CEO von Epic Games, kritisierte Apples neuen Ansatz und bezeichnete die neue Stufe 1 als „Verspottung des fairen Wettbewerbs“ und „rechtswidrig“.
Sweeneys Aussage besagt, dass Apples neue Compliance-Strategie im Rahmen des Digital Markets Act sowohl in Europa als auch in den Vereinigten Staaten offensichtlich rechtswidrig sei und den fairen Wettbewerb auf digitalen Märkten lächerlich mache. Apps mit konkurrierenden Zahlungsmethoden würden nicht nur besteuert, sondern im App Store auch kommerziell behindert.
Wie kam es zu diesen Entwicklungen?
Im April verhängte die Europäische Kommission (EK) eine vorläufige Geldstrafe in Höhe von 500 Millionen Euro wegen Apples fortgesetzter wettbewerbswidriger Praktiken im App Store, einschließlich der Behinderung und Verhinderung von Nutzern, alternative Zahlungsplattformen zu nutzen, was alles gegen den DMA verstieß. Apple legte später Berufung gegen die Entscheidung ein, jedoch nicht auf ausreichender Grundlage für die EK. Die Kommission wird nun bewerten, wie sich Apples neue Richtlinien auf die Verbraucher im Rahmen des DMA auswirken.
Quelle: GSM Arena